Der ehemalige Obermeister der Glaser-Innung Berlin, Rudi Sturm, war stark an der Ausbildung interessiert. Gemeinsam mit dem damaligen Lehrlingswart und späteren Obermeister Peter-Jörg Krause trieb er die Modernisierung der alten überbetrieblichen Ausbildungsstätte am Hartmannsweiler Weg in Berlin Zehlendorf voran. 1978 konnte mit Bundes- und Landesmitteln eine komplett neue Werkstatteinrichtung inklusive Schleifmaschinen angeschafft werden. Da aber keine Mittel zur Renovierung der Räume zur Verfügung standen, wurde diese freiwillig von den Lehrlingen ausgeführt. Das war sehr zum Ärger des damaligen, neuen Direktors, der gemeinsam mit dem damaligen neuen Schulsenator Rasch den Plan verfolgte, aus der Schule eine reine Argrarberufsschule zu machen. Glaser und Tischler, die bis dahin ebenfalls dort untergebracht waren, passten nicht mehr in dieses Bild. In dieser Zeit mit dem vielen Ärger und den vielen Hochs und Tiefs wuchs bei Rudi Sturm der Gedanke an eine eigene, von der Schulverwaltung unabhängige Ausbildungsstätte. Mit großer Beharrlichkeit ging er mit seinen Mitarbeitern diesen Weg. Mit dem Regierungswechsel 1982 in Berlin zur CDU kam mit Frau Dr. Laurien als Schulsenatorin eine Partnerin ins Amt, die sich für die Belange der Glaser einsetzte. 1985 gelang dann der Durchbruch. Mit der damals an diesem Standort befindlichen Zentrale der EVG (Ein- und Verkaufsgenossenschaft selbständiger Glaser) wurde ein Erbpachtvertrag für das Grundstück Alte Jakobstraße 124 geschlossen. So konnte die Bauplanung beginnen. Mit einem Architekten wurde eine Planung erstellt und nach vielem Hin und Her beim BIBB und den zuständigen Stellen in Bonn genehmigt. 1986 wurde dann endlich der Grundstein gelegt. 1988 wurde das Gebäude durch Frau Senatorin Laurien eingeweiht. Durch seine großzügige und übersichtliche Planung war es dann auch relativ leicht ab 1990 nach der Wende auch die Lehrlinge aus dem Ostteil Berlins und Brandenburgs nahtlos in den Unterricht einzubeziehen. Neben der überbetrieblichen Ausbildung wurden dann auch Umschulungen für arbeitslose Erwachsene und Jugendliche, Ausbildungsmaßnahmen für benachteiligte Jugendliche, sowie Meisterprüfungs-Vorbereitungslehrgänge in Theorie und Praxis durchgeführt. Nach dem Tod von Obermeister Rudi Sturm im Jahr 1993 erhielt die Ausbildungsstätte für das Glaserhandwerk seinen Namen, da ohne sein Engagement diese Innungseigene Fachschule niemals möglich gewesen wäre.
Heute sind zwei Ausbilder (Glasermeister), ein Glaser (Glasergeselle mit Ausbildereignungsprüfung) und ein DIPLOM-Sozialarbeiter/Sozialpädagoge an der Rudi Sturm Schule beschäftigt. Sie führen die überbetriebliche Ausbildung aller Glaser-Lehrlinge aus Berlin und Brandenburg, die Ausbildung von benachteiligten Jugendlichen in einer speziellen vom Staat geförderten Ausbildungsmaßnahme, verschiedenste Berufsorientierungskurse und unterschiedliche Meisterprüfungs-Lehrgänge durch. Des Weiteren finden alle Gesellen- und Meisterprüfungen im Glaserhandwerk hier statt. Die Glaser-Innung Berlin ist mit zwei Sekretärinnen, die auch gleichzeitig die Schulsekretärinnen sind, in dem Gebäude vertreten. Alle Fort- und Weiterbildungsangebote der Glaser-Innung Berlin finden ebenfalls in der Rudi Sturm-Schule statt.
Durch ständige Investitionen in die Ausstattung der Werkstätten, Instandhaltung des Gebäudes und Weiterbildung des Personals präsentiert sich die Rudi Sturm-Schule heute als moderne und innovative Fachschule für das Glaserhandwerk in der Hand der Glaser-Innung Berlin.
Die Glaser-Innung Berlin und das Ausbildungszentrum in der Mitte Berlins sind nach DIN EN ISO 9001:2015 zertifiziert und nach AZAV zugelassen.